Kärnten testet ersten Wasserstoff-Bus im Linienbetrieb
Gemeinsame Presseinformation des Landes Kärnten, der Stadt Villach sowie der Unternehmen Infineon Austria, OMV, Postbus, Linde, Solaris und HyCentA
LR Schuschnig, LR Gruber: Dauereinsatz von Wasserstoffbussen in Kärnten ab 2023 geplant – Infineon startet Produktion von grünem Wasserstoff voraussichtlich Anfang 2022 – Grüner Wasserstoff soll durch Aufreinigung zweifach nutzbar werden.
Kärnten setzt zur Dekarbonisierung des Öffentlichen Verkehrs verstärkt auf grünem Wasserstoff. Gemeinsam mit Partnern aus der Industrie und Wirtschaft soll im Rahmen einer Wasserstoffstrategie künftig grüner Wasserstoff in Kärnten produziert und in der Industrie und im Öffentlichen Verkehr zum Einsatz kommen. Durch ein europaweit neues Aufreinigungsverfahren soll Wasserstoff künftig sogar zweifach genutzt werden können. „Die Wasserstofftechnologie bietet uns die Chance, Mobilität und Industrie zu ökologisieren und auch wirtschaftlich als Region zu profitieren. Wir machen Kärnten schrittweise zu einer Modellregion, denn Klimaschutz funktioniert am besten durch Innovation. Besonders im Busverkehr hat Wasserstoff große Vorteile“, betont der Kärntner Wirtschafts- und Mobilitätslandesrat.
Um diese Vorteile den Fahrgästen zu vermitteln und die Technologie im Linienbetrieb zu erproben, ist noch bis Ende Mai ein moderner Wasserstoffbus in Villach im Einsatz. Von 18. bis 28. Mai kann jeder die Antriebsform der Zukunft im 12-Meter langen, wasserstoffbetriebenen ‚Solaris urbino 12 hydrogen‘ selbst erfahren. Durch die Streckenführung wird die Technologie sowohl im beschleunigten, überregionalen Verkehr, als auch im Stadtverkehr erprobt. „Wir setzen erstmals einen Wasserstoffbus im Echtbetrieb ein, um die Praxistauglichkeit des Antriebes unter Beweis zu stellen und Erfahrungen für die geplante Technologieumstellung zu sammeln“, betont Schuschnig. Insbesondere die Reichweite, das Fahrgefühl und die Betankung stehen im Fokus. Landesrat Martin Gruber zeigte sich bei der heutigen Präsentation beeindruckt: „Wir sehen hier den eindrucksvollen Beweis, dass Wasserstoff in Kärnten keine Zukunftsmusik mehr ist! Das ist ein europaweites Vorzeigeprojekt, das auch Kärnten als Standort nach vorne katapultiert. Damit setzen wir ein starkes Zeichen für Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit – wichtige Standortfaktoren der Zukunft.“
In der Testphase erfolgt die Betankung des Fahrzeuges über eine eigens nach Kärnten gelieferte mobile Wasserstoff-Tankstelle. Täglich wird der Bus mit rund 37 Kilogramm Wasserstoff befüllt. Die Betankung dauert nur rund zehn Minuten, der Bus hat eine Reichweite von bis zu 350 Kilometer. „Das sind klare Vorteile für diese Antriebstechnologie“, sagt Schuschnig. Während der Testphase legt der Bus täglich bis zu 240 Kilometer zurück. „Die ersten Tage zeigen bereits, dass sich der Antrieb im täglichen Dauereinsatz gut bewährt. Wenn alles nach Plan verläuft, wird in Kärnten bereits 2022 eine Wasserstoff-Tankstelle errichtet, ein Jahr später können dann die ersten Busse im Dauerbetrieb eingesetzt werden“, so Schuschnig.
Mit dem Projekt H2Carinthia Kärnten plant das Land Kärnten ab 2023 gemeinsam mit Infineon, Postbus, OMV, Linde Gas unter wissenschaftlicher Begleitung der HyCentA Reseach GmbH, grünen Wasserstoff zu produzieren und mit einem europaweit einzigartigen Verfahren wieder aufzubereiten. „Damit soll Wasserstoff doppelt genutzt werden und nach der industriellen Nutzung auch im Öffentlichen Verkehr als Treibstoff zum Einsatz kommen.
Silvia Kaupa-Götzl, Vorständin von Österreichische Postbus AG: “Am Weg in eine klimafreundliche und emissionsfreie Zukunft braucht es sowohl eine Änderung im Mobilitätsverhalten, als auch neue Antriebstechnologien. Postbus ist es daher als größtes Busunternehmen Österreichs ein zentrales Anliegen, alternative Antriebstechnologien wie Wasserstoffbusse und E-Busse zu erproben. Das Land Kärnten hat einen tollen Ansatz für die Umsetzung eines ersten Mobilitätsprojektes mit Wasserstoffbussen. Und Postbus ist jedenfalls bereit für den Einsatz von vielen emissionsfreien Bussen auf Österreichs Straßen.“
Anna Mejer, General Managerin bei Solaris: „Die Vorzüge des Wasserstoffs als Energieträger sind unbestritten. Dank seiner Energiedichte und geringem Gewicht kann er eine saubere Energiequelle für Stadtbusse werden, die Tagesreichweiten von mindestens 350 km bei einer Tankfüllung emissionsfrei zurücklegen können. Somit können die Busbetreiber die Busse mit den konventionellen Antrieben eins zu eins gegen die wasserstoffbetriebenen Buse ersetzen, d.h. es müssen keine zusätzlichen Fahrzeuge beschaffen werden und die bestehenden Fahrpläne können erhalten werden.“
Andreas X. Müller, Geschäftsführer Linde Gas GmbH: "Wir freuen uns, bei diesem wichtigen Projekt als Partner dabei zu sein und so in Österreich einen weiteren Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung gemeinsam zu gehen. Wasserstoff ist seit mehr als 100 Jahren Teil der Linde DNA – wir sind führend in der Entwicklung der Wasserstofftechnologie und decken als einziges Unternehmen weltweit die komplette Wertschöpfungskette von der Produktion und Aufbereitung über die Distribution und Speicherung bis hin zu täglichen Anwendungen für Industrie und Verbraucher ab.“
Die erste Region, in der mittelfristig wasserstoffbetriebe Busse zum Einsatz kommen sollen ist Villach. Bürgermeister Günther Albel betont: „Die Wasserstoff-Initiative passt ideal zu unseren Maßnahmen, Mobilität in Villach energieoffen zu denken. Wir wissen, dass zukunftsfähige Konzepte aus vielen Ansätzen bestehen müssen, die allesamt auf Dekarbonisierung des Verkehrs abzielen. Wir haben zuletzt mehr als eine Million Euro in den Ausbau der Fahrradinfrastruktur gesteckt, einen elektrisch betriebenen E-Citybus installiert, 25.000 Villacherinnen und Villacher mit Taktbuslinien versorgt, mit den ÖBB um mehr als eine Million Euro eine Stadtbahnstation in Landskron gebaut und Sharing-Modelle gefördert. Noch nie war in der Villacher Verkehrsfrage so viel Bewegung. Wasserstoff-Busse sind ein höchst willkommener weiterer Schritt.“
Thomas Reisinger, Vorstand für Operations Infineon Technologies Austria AG: „Die Vorbereitungen für die Produktion von grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen am Infineon Standort Villach laufen nach Plan. Wir werden die Wasserstoffanlage aus heutiger Sicht Anfang 2022 in Betrieb nehmen. Wir begrüßen im Sinne einer intelligenten Kreislaufwirtschaft sehr, dass sich die Pläne, den grünen Wasserstoff nach dem Einsatz in der Chipproduktion im öffentlichen Busverkehr zu nutzen, nun konkretisieren. Bei einer Menge von rund 300 Kilogramm auf gereinigtem grünen Wasserstoff täglich können rund 1,5 Millionen Buskilometer jährlich klimaneutral betrieben werden, das entspricht in etwa den Buskilometern, die in der Stadt Villach in zwei Jahren zurückgelegt werden“.
Sorin Ivanovici, Projektverantwortlicher bei OMV: ‘‘OMV ist ein Pionier in der Wasserstoffmobilität und unser Engagement für grünen Wasserstoff wurde durch die Entscheidung, die größte Elektrolyseanlage Österreichs in der OMV Raffinerie Schwechat zu bauen, stark untermauert. Grüner Wasserstoff hat das Potenzial, den Schwerlast- und den öffentlichen Verkehrssektor zu dekarbonisieren und bietet unseren Kundinnen und Kunden Zugang zu einer vollständig emissionsfreien Technologie mit vergleichbaren Tankzeiten, Reichweiten und potenziellen Gesamtbetriebskosten zu den heute eingesetzten Fahrzeugen.‘‘
Alexander Trattner, Geschäftsführer und Forschungsleiter der führenden österreichischen Wasserstoffforschungsgesellschaft HyCentA Research GmbH an der TU Graz: „Wasserstoff-Brennstoffzellenbusse haben eine hohe technische Reife erlangt und ermöglichen im öffentlichen Verkehr eine Flexibilität und Reichweite wie Dieselbusse bei doppelter Effizienz und vollständiger lokaler Emissionsfreiheit. Wasserstoff ist ein sicherer und effizienter Kraftstoff, der aus verschiedenen erneuerbaren Quellen herstellbar ist. Die Besonderheit des H2Carinthia Projektes ist die Aufbereitung und Wiederverwertung des Wasserstoffs aus dem Industrieprozess für den Einsatz in der Mobilität. Das Konzept dazu wurde im H2Pioneer Projekt im Zuge der Vorzeigeregion WIVA P&G mit Förderung durch den Klima- und Energiefonds entwickelt.“
Landesrat Sebastian Schuschnig betont abschließend: „Die Umstellung des Busverkehrs auf Wasserstoffantrieb hat europaweite Strahlkraft für den Standort und zeigt, dass Kärnten ein attraktiver Forschungs- und Wissenschaftsstandort ist. Wir wollen nun auch das Klimaministerium für dieses Projekt gewinnen, um Bundesmittel und EU-Gelder nach Kärnten zu holen. Es ist ein Paradebeispiel für den EU-Recovery Funds, der über 3 Milliarden nach Österreich bringt, das gilt es für Kärnten zu nutzen.“
Über Infineon Austria
Die Infineon Technologies Austria AG ist ein Tochterunternehmen der Infineon Technologies AG, eines weltweit führenden Anbieters von Halbleiterlösungen, die das Leben einfacher, sicherer und umweltfreundlicher machen. Mikroelektronik von Infineon senkt den Energieverbrauch von Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräten und Industrieanlagen. Sie trägt wesentlich zu Komfort, Sicherheit und Nachhaltigkeit von Fahrzeugen bei und ermöglicht sichere Transaktionen im Internet der Dinge.
Infineon Austria bündelt die Kompetenzen für Forschung & Entwicklung, Fertigung sowie globale Geschäftsverantwortung. Der Hauptsitz befindet sich in Villach, weitere Niederlassungen in Graz, Klagenfurt, Linz und Wien. Mit 4.517 Beschäftigten (davon 1.960 in Forschung & Entwicklung) aus 70 Nationen erzielte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2020 (Stichtag: 30. September) einen Umsatz von 3,1 Milliarden Euro. Mit einem Forschungsaufwand von 498 Millionen Euro ist Infineon Austria eines der forschungsstärksten Unternehmen Österreichs.
Pressefotos
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Die Repräsentant*innen der Kooperationspartner*innen (v.l.n.r.): Günther Albel, Bürgermeister der Stadt Villach, Anna Mejer, General Managerin bei Solaris, Thomas Reisinger, Vorstand für Operations Infineon Technologies Austria AG, Andreas X. Müller, Geschäftsführer Linde Gas GmbH, Landesrat Martin Gruber, Alexander Trattner, Geschäftsführer und Forschungsleiter der HyCentA Research GmbH an der TU Graz, Silvia Kaupa-Götzl, Vorständin von Österreichische Postbus AG, Sorin Ivano-vici, Projektverantwortlicher bei OMVWasserstoffbus_gruppenfoto
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Thomas Reisinger, Vorstand für Operations Infineon Technologies Austria AG, vor dem wasserstoffbetriebenen BusWasserstoffbus-24
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Hier wird der Treibstoff für Kärntens erste Wasserstoffbusse produziert. Thomas Reisinger, Vorstand für Operations Infineon Technologies Austria AG, und Kärntens erster Wasserstoffbus halten an der neuen Chipfabrik von Infineon am Standort Villach.Wasserstoffbus-28
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